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Magazin Ausgabe 02/2024
02/2024
16. April 202416.04.24

Digitaler Ackerbau: Jetzt einsteigen?

Bundesverband der Maschinenringe e.V

Hannes Dann ist angestellter Landwirt auf dem Hofgut Tachenhausen unweit von Stuttgart. Thomas Koppenhagen führt mit seinem Vater einen Ackerbaubetrieb an der bayerisch-baden-württembergischen Grenze, ist Lohnunternehmer und arbeitet auch als Versuchstechniker beim Projekt „DiWenkLa“. Das steht für „Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaft“. Hier ist auch Hannes Dann involviert, so haben sich die beiden kennengelernt. Sie sind gut eingearbeitet in die teilflächenspezifische Bewirtschaftung und teilen ihre Erfahrungen untereinander. Das heißt aber nicht, dass sie immer einer Meinung sind – was die konkrete Umsetzung der digitalen Möglichkeiten im Ackerbau angeht, dazu hat jeder von ihnen eine eigene Perspektive.

Eine Frage, zwei Blickwinkel

Hannes Dann

Ich bin ein Fan von digitaler Landtechnik und nutze sie sehr gern. Weil ich schon viel Erfahrung damit habe, kann ich aber auch sagen: Die Kosten und der Aufwand sind hoch, ein Mehrertrag ist zumindest auf unseren Flächen praktisch nicht vorhanden. Ich kann jeden Landwirt verstehen, der nachrechnet und sich dann entscheidet, dass für ihn die teilflächenspezifische Bewirtschaftung nicht in Frage kommt. Gerade in kleinen Strukturen ist es reine Liebhaberei.

Es ist doch so: Wir Landwirte kennen unsere Flächen sehr gut, wir wissen, wo das Potenzial höher ist und wo wenig herauszuholen ist. Ich variiere die Düngermenge schon seit 14 Jahren, weil es fachlicher Unsinn wäre, auf ungünstigen Standorten auf Höchstertrag zu düngen. Das würde unnötig Produktionsmittel kosten. Aber um das zu vermeiden brauche ich keine Digitaltechnik. Das geht mit Erfahrung fast genauso gut. Die noch feinere Spreizung der Düngermenge in der teilflächenspezifischen Düngung macht beim Ertrag kaum einen Unterschied. Es gibt natürlich Vorteile, vor allem fährt man entspannter und genauer. Im Idealfall erreicht man zum Beispiel beim Weizen eine höhere Qualität, weil in Hochertragszonen optimal gedüngt wurde. Aber es muss jedem klar sein, dass er niemals den Invest hereinholen wird. Zumindest nicht in unseren kleinen Strukturen und mit Eigenmechanisierung. Ich sehe auch nicht, dass es überbetrieblich funktionieren kann. Dafür sind die Zeitfenster für die meisten Arbeiten viel zu kurz. Dazu kommt, dass die Systeme noch sehr fehleranfällig sind. Bis heute gibt es außerdem noch keinen einfachen Weg, um all die Daten, die wir sammeln, zusammenzubringen. Ich arbeite aktuell mit drei unterschiedlichen Software-Programmen. Diesen Aufwand und die Lizenzkosten kann sich ein Landwirt, der nicht wie das Hofgut die Unterstützung durch die Fachhochschule hat, kaum leisten. Man muss es realistisch sehen: Digitale Landwirtschaft ist toll, kann man machen, aber ökonomisch sinnvoll ist es nicht.

Thomas Koppenhagen

Wer sich den neuen Möglichkeiten verschließt, der läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Die Technik ist reif, wir Landwirte sollten sie jetzt auch nutzen. Ich verstehe sehr gut, dass sich nicht jeder einarbeiten und mechanisieren will, es ist zeitaufwändig und teuer. Dafür gibt es überbetriebliche Lösungen. Digitaltechnik gar nicht zu nutzen, weil eine Eigenmechanisierung sich nicht immer rechnet, das halte ich für den falschen Weg.

Meine Erfahrungen – auch als Versuchstechniker für DiWenkLa – zeigen ganz klar: Es hat spürbare Vorteile, wenn Methoden wie die teilflächenspezifische Aussaat, Düngung oder der Pflanzenschutz mit kamerageführter Hacktechnik genutzt werden. Die teilflächenspezifische Düngung zum Beispiel hat in unseren mehrjährigen Versuchen Mehrerträge von durchschnittlich vier bis acht Prozent gebracht. Bei der Maisaussaat spart man je nach Flächenstruktur bis zu zehn Prozent Saatgut, wenn sie mit Section Control und Reihenabschaltung erledigt wird. Und die Vorteile eines einfachen Lenksystems weiß jeder sehr schnell zu schätzen, der lange Tage auf dem Schlepper sitzt: Es ist ein viel entspannteres und exakteres Fahren. Wenn ich sehe, wie viele Betriebe Schlepper mit Lenksystem und den damit möglichen digitalen Möglichkeiten auf dem Hof stehen haben, davon aber nur einen Bruchteil nutzen, kann ich mir das nicht erklären. Mit dem Lenksystem ist die teuerste Anschaffung schon getätigt, gleichzeitig ist es der Türöffner für viele weitere Anwendungen. Ich denke, man darf sich nicht nur an den Mehrerlösen orientieren. Es geht langfristig auch darum, die Zeitfenster für die Feldarbeit am produktivsten zu nutzen, dabei Betriebsmittel sinnvoll einzusetzen und das Stresslevel in diesen Phasen zu reduzieren. Dazu kommt, dass jetzt geförderte Maßnahmen wie die teilflächenspezifische Düngung zur Pflicht werden könnten. Wenn man dann schon Erfahrung im Rahmen einer Gemeinschaft oder einen zuverlässigen Dienstleister mit dieser Technik hat, dann ist man vorne mit dabei.

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