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Magazin
Magazin Ausgabe 01/2023
01/2023
21. April 202321.04.23

Betrieb unter Strom

Bundesverband der Maschinenringe e.V

Die Zukunft gehört der E-Mobilität – das war den Landwirten Rosi und Thomas Holzner schon in der Vergangenheit klar. Vor zwei Jahren haben sie auf ihrem Hof im oberbayerischen Trostberg vier Ladestationen errichtet, für das eigene Elektroauto und die Wagen ihrer Feriengäste. Seitdem kommen viele Urlauber mit E-Autos auf den Edmeier-Hof. Während sich ihre Kinder im Schwimmteich austoben, lassen sie entspannt den Wagen vollladen – mit dem Strom von der Photovoltaikanlage der Holzners. „In Zukunft wird jedes Hotel und jeder Ferienhof eine Ladestation brauchen”, sagt Rosi Holzner, 40.

Ein Ladenetz sorgt aber für weit mehr als zufriedene Feriengäste, die Möglichkeiten für die Landwirtschaft sind vielfältig. Das Aufladen ist ganz einfach. Rosi Holzner zeigt es gut gelaunt an einem der Ladepunkte: Tankdeckel aufklappen, das Kabel in die Buchse stecken und den Erkennungs- Chip an die Station halten. Schon fließt der Strom in die Batterie ihres eigenen E-Minis. In rund 45 Minuten ist sie vollgeladen. Und das Beste da an: Weil die Sonne scheint, kostet diese Stromladung keinen Cent. „Die Ladestationen sind vor allem ein Service für unsere Feriengäste”, sagt Thomas Holzner, 41. Sie müssen zwar den Strom bezahlen, das Angebot werde aber dankend angenommen. 35 Cent kostet die Urlauber die Kilowattstunde; ein fairer Preis, findet der Landwirt. Auch sei der Hof durch die Ladeinfrastruktur aufgewertet worden, meinen die Holzners. Ein moderner und nachhaltiger Betrieb ist ihnen wichtig: Die Landwirte, vierte Generation auf dem Hof, dreifache Eltern, rund 150 Bullen im Stall, haben den Mastbetrieb modernisiert. Ein elektrischer Futterroboter wurde angeschafft und der Stall ausgebaut – zur Haltungsstufe 3.

Mit dem Kauf der Ladesäulen haben sie vor zwei Jahren auch die nächste Stufe der Elektrifizierung eingeläutet. Die Idee dazu kam ihnen, als ein Feriengast sein Hybridauto mit einem Starkstromkabel laden wollte. „Uns war schon damals klar, dass es immer mehr Elektroautos geben wird”, so Rosi Holzner. Über den Starkstromanschluss zu laden war zwar möglich, dabei kann es aber zu Schäden am Fahrzeug oder Bränden kommen. Also wurde der Hauselektriker beauftragt: Vier Ladesäulen sollten gebaut werden, mit Wechselstrom und Mennekes-Stecker. Der Elektriker hat die Stationen über einen Verteilerkasten ans Hausnetz angeschlossen. Technik und Einbau haben 1.100 Euro netto je Ladesäule gekostet, sagt Thomas Holzner, wobei ganze 900 Euro pro Station über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert wurden. Und die Betriebskosten? Die liegen eigentlich bei null – wegen der beiden Solaranlagen auf dem Dach. Sie haben eine Leistung von insgesamt 165 Kilowatt. Der Großteil des erzeugten Stroms wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist, der andere Teil fließt ins Hausnetz – und somit auch in die Batterien der E-Fahrzeuge. Bei einer Einspeisung würde jede Kilowattstunde mit sechs Cent vergütet. Diese sechs Cent gehen bei der eigenen Nutzung verloren. Das ist aber deutlich weniger als die 30 Cent, die der Zukauf aus dem Netz kosten würde. Seine Solarmodule sind nach Osten und Westen ausgerichtet, „im Sommer haben wir von früh bis spät Strom”, sagt Thomas Holzner lächelnd. Um auch nachts den Betrieb mit eigenem Strom versorgen zu können, hat er kürzlich einen 70-Kilowatt-Speicher gekauft. Autark zu sein, ist ihm eben wichtig. Die Zeiten, als sich Menschen in Deutschland keine Gedanken um die Energiesicherheit machen mussten, sind vorbei. Viele Landwirte blicken mit Sorgen auf das vergangene Krisenjahr zurück; der Angriff der russischen Streitkräfte auf die Ukraine hat eine internationale Energiekrise ausgelöst und die Preise für Gas, Strom und Diesel in die Höhe schnellen lassen. Deshalb sei es wichtig, die eigene Energieversorgung sicherzustellen, sagt Tobias Jakob, Experte für E-Mobilität im Maschinenring.

Landwirte mit eigenen Ladestationen seien nicht auf teure Tankstellen und öffentliche Ladesäulen angewiesen. Die passende Ladetechnik für den eigenen Hof zu finden, ist jedoch schwierig. Interessierte müssen sich durch ein dichtes Netz an Angeboten kämpfen, mit unzähligen Herstellern, Steuerungen für PV-Anlagen und verschiedenen Ladesteckern. Vor dem Kauf sollte man wissen, ob die Ladestation nur fürs eigene Fahrzeug angeschafft wird oder auch für Besucher eines Hofladens? Hat man gar vor, eine öffentliche Ladestation zu errichten? Je nach Anwendung gibt es unterschiedliche Anforderungen an Technik und Sicherheit: Fürs private Laden etwa reicht eine sogenannte Wallbox mit Wechselstrom (AC), also eine Ladestation, die einfach an der Wand oder einer Säule befestigt wird. Für eine öffentliche Station und große Energiemengen empfiehlt sich eine Schnellladesäule mit Gleichstrom (DC). Günstige Wallboxen gibt es inklusive Einbau ab rund 1.000 Euro Ladestationen seien in der Landwirtschaft noch ein Nischenthema, sagt Tobias Jakob. „In der Regel ist das aber eine sinnvolle Investition und die Technik zukunftssicher.” Vor allem in Verbindung mit einer bestehenden Photovoltaikanlage, meint Jakob. Der Experte empfiehlt die Beratung von LandEnergie, dem Energieversorger von Maschinenring. Dieser plant, installiert und meldet die neue Ladestation an. Auf maschinenring.de können sich Interessierte ein kostenloses Angebot geben lassen.

Thomas Holzner vom Edmeier-Hof ermuntert andere Landwirte, eigene Ladesäulen aufzustellen. „Wenn man ein E-Auto hat, ist das eine gute Sache”. Er selbst hat den nächsten Technologiesprung im Sinn, den Kauf eines Laders mit Elektroantrieb. „Das wäre was”, sagt er. In knapp sieben Jahren läuft zudem die Förderung seiner Photovoltaikanlage durch die Einspeisevergütung aus. Dann soll der Solarstrom zu 100 Prozent ins Hofnetz fließen – und die Batterien des E-Laders volltanken. Die Preise für elektrische Landmaschinen seien bisher aber zu hoch, sagt der Landwirt, ein bis zwei Jahre wolle er noch warten. Die Zeichen der Zeit haben die Holzners aber wieder richtig gedeutet.

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